Mittwoch, 22. Februar 2012

Ankündigung der Berliner Zeitung zum BarBitchesBall 2012






Der Club Magnet, zum zweiten Mal
Gastgeber des Bar Bitches Ball
Foto: Benjamin Pritzkuleit
Berlin - Sie stehen das ganze Jahr über an der Tür, der Garderobe, hinter der Bar, am DJ-Pult oder vor den Klos und arbeiten auf diese Weise am Image Berlins als Party-Stadt. Doch einmal im Jahr dürfen Berlins Nachtarbeiter selber einen draufmachen.

Und das ist bekanntlich weiterhin eines der wenigen Merkmale, bei denen die Stadt wirklich Weltruf hat. Die Angestellten der zahllosen Clubs der Stadt sorgen dafür, dass das internationale Publikum feiern kann – oft von spät abends bis weit in den nächsten Morgen hinein. Einmal im Jahr dürfen Berlins Nachtarbeiter selber einen draufmachen. Zum Beispiel am Mittwoch im Magnet in der Falckensteinstraße in Kreuzberg. Dann ist Bar Bitches Ball. Nicht nur Branchenangehörige sind geladen, auch Externe sind willkommen. Mit insgesamt 1000 Gästen wird gerechnet.

Zum fünften Mal veranstaltet die Clubcommission, ein Zusammenschluss namhafter Club- und Labelbetreiber der Stadt, die Party der Partymacher. Neben Liveauftritten von Musikern der Genres HipHop, Rap und Powerpoppunk gibt es auch eine Electronic Stage mit DJs wie Alle Farben oder Leevey.

Doch vor der Party – man ahnt es – steht beim Bar Bitches Ball die Arbeit. Club- und Labelbetreiber sind zu Diskussionen vor allem um die Zukunft des Musicboards eingeladen. Dieses Board ist eine mit einer Million Euro ausgestattete Einrichtung des Senats und soll sich um die Belange der Branche kümmern, die unter Verdrängung aus den Innenstadtbezirken leidet.

„Wir wollen hören, was unsere Mitglieder für Forderungen an den Senat haben“, sagt Raimund Reintjes, lange Jahre Betreiber des RAW-Tempel in Friedrichshain, mittlerweile Organisator des Bar Bitches Ball bei der Clubcommission. Eines ist Reintjes aber mindestens so wichtig: „Anschließend feiern wir uns selbst.“ Mit großem Recht, wie er findet. Schließlich gehe es der Branche „insgesamt ganz gut“, sagt er. „Die Clubszene steht heute sehr stark da.“ (elm.)

Bar Bitches Ball: Mi., 23 Uhr. Magnet Club. Falckensteinstr. 47, Kreuzberg, Eintritt: 6 Euro

Samstag, 4. Februar 2012

Holy Shit :: Tim Hecker spielt "Ravedeath 1972" in der Passionskirche

Es ist mal wieder Club Transmediale - kurz CTM. Und wie schon seit vielen Jahren kann ich auch dieses Mal nicht umhin, die vielen tollen Programmpunkte zu bestaunen, die Jan, Remko und Mitstreiter mal wieder an Land gezogen bzw. aus der Taufe gehoben haben. Das diesjährige Motto heißt: Spectral. Nun ja - schön unverbindlich, wie fast immer. Eine ganze Menge Panels und Happenings beschäftigen sich z.B. mit dem Zodiak Free Arts Lab, jenem legendären Improvisations- un Sessionraumvon Conrad Schnitzler und Hans-Joachim Roedelius. Es gilt als der Geburtsort von Bands wie Tangerine Dream, Ash Ra Tempel - später erwuchsen daraus Kluster / Cluster oder die Solokarriere von Klaus Schulze. Vielleicht so etwas wie der Kreissaal der Berliner Elektronikszene, die neben Köln, Düsseldorf und München die Ursuppe der Krautrock Bewegung - und damit der elektronischen Musik als Genre, bildeten. Doch leider sind hier die ganzen spannenden Programmpunkte an einem Dienstag - doch der gehört der Dienstagswelt - ist doch klar!

Photo by Marco MIcrobi
Bogdan macht mich indes auf ein anderes Event aufmerksam, ein Orgelkonzert vom Kanadier Tim Hecker in der Passionskirchze Kreuzberg. Heilige Scheiße - was soll denn das sein? Ein Orgelkonzert in einer Kirche auf der CTM? Ok, dachte ich, da muss was hinter stecken, sonst würden weder CTM noch Bogdan aka Dr. Nojoke mir soetwas ans Herz legen. Es stellte sich heraus, dass es einerseits natürlich um Orgelklänge geht, andererseits aber auch um den Luftstrom, der durch die Pfeifen strömt, an dem der Künstler tatsächlich ebenso interessiert ist: Mit seiner Hilfe erzeugt Hecker seltsame Effekte, verhuscht, ambient und drony (das Wort musste ich gerade erfinden), um diese, elektronisch moduliert, über die Orgelklänge zu legen. Das klingt wirklich abgefahren und trifft so ziemlich genau meinen Geschmack elektronischer Hörkunst! Das Artwork zu seinem entsprechenden Album ziert ein Foto aus dem Archiv der Massachusetts Institute of Technology, das Studenten im Jahre 1972 bei einem alljährlichen Ritual – dem Piano Drop - zeigt.

Auch Lenka, eine Freundin aus Tschechien, kam mit - und so verabredeten wir uns alle am Samstagabend (04.02.2012) vor der Kirche. Vor der Kirche... haben sich dann auch noch gefühlte 1500 weitere Musikfreaks verabredet! Es dauerte Ewigkeiten, bis alle drin waren. Zum Glück hatten wir unsere Karten schon vorher gekauft, denn das Konzert war überknackevoll. Einen Sitzplatz zu ergattern war unmöglich, aber der klirrenden Kälte draußen zu entkommen war ja schon mal mehr als angenehm. Genauso, wie das folgende Konzert, dass ca. 75 Minuten dauerte und ohne jedwede Inszenierung auskam.

Photo by Marco MIcrobi
Im Anschluss trafen wir noch Alex Albert aus London, die zur CTM nach Berlin gekommen war und schon reichlich verfeiert bzw. vom Programmmarathon mitgenommen wirkte. Wir verabredeten uns später noch in der Ritter Butzke, doch außer Heidi, mit der ich ebenfalls verabredet war, und verschiedenen Menschen, die ich dort ungeplant traf, tauchte niemand von meinen Konzertbegleitern auf. Es war trotzdem ein großartiger und runder musikalischer Abend...