Seinerzeit habe ich also auch eine Wanderausstellung realisiert. In ihr erzähle ich eine Erfolgsgeschichte, wie ein dörfliches Kollektiv indischer Bauern in genossenschaftlicher Form die Bewässerung für ihre Felder angegangen ist. Damals habe ich folgenden Artikel verfasst:
Im Hinduismus, der am stärksten verbreiteten Religion auf dem indischen Subkontinent, hat das Element der Wiedergeburt einen zentralen Stellenwert. Das dies nicht nur für Mensch und Natur gilt, bestätigt eine Wanderausstellung, die seit April durch die Volks- und Raiffeisenbanken sowie durch verschiedene genossenschaftliche Einrichtungen der Republik tourt.
Die von der AG Genetz (Genossenschaften in der Entwicklungszusammenarbeit) am Institut für Genossenschaftswesen an der Humboldt-Universität zu Berlin realisierte Wanderausstellung erzählt die Erfolgsgeschichte zweier Bewässerungsgenossenschaften im indischen Andhra Pradesh. Mit deutscher Hilfe zur indischen Selbsthilfe konnten nicht nur zwei Modellprojekte für intelligente und bedarfsorientierte Lösungen komplexer Probleme in ländlichen Regionen aufgebaut werden – "mit der Ausstellung wird auch die – zumindest geistige – Wiedergeburt von Raiffeisen und Schulze-Delitzsch auf dem indischen Subkontinent gewürdigt", erklärt Genetz-Mitarbeiter Dr. Ramesh Chennamaneni am Rande der Ausstellungseröffnung mit einem Augenzwinkern.
Den Startschuss für die Ausstellung gaben am 17. April auf der Zerbster Schlossfreiheit der Landtagspräsident von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Schaefer und der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Dessau-Anhalt e.G., Albrecht Hatton. Neben warmen Worten und kühlem Sekt kam es auch zu heißen Diskussionen zwischen den Veranstaltern, Rednern und geladenen Gästen, über Armut und Überlebenschancen im Zeitalter der Globalisierung, über Wasser und andere knappen Ressourcen des ländlichen Raums und über genossenschaftliche Ansätze in den verschiedenen Gesellschaftsordnungen.
Ein solcher Dialog war bereits in den Jahren zuvor begonnen worden. Am Anfang der Zusammenarbeit zwischen den Berliner Wissenschaftlern und den genossenschaftlichen Initiativen aus Andhra Pradesh stand ein Besuch einer kleinen Berliner Delegation in den wasserarmen Dörfern Bonala und Anapuram, 1998 schließlich besuchte eine Gruppe indischer Bürgermeister die deutschen Projektpartner. Wenn mit den Einnahmen aus der Ausstellung die letzte Projektstufe finanziert ist – und damit die Genossenschaften endgültig auf eigenen Beinen stehen, steht ein neuerlicher Besuch vor Ort an. Dabei wollen die Berliner mit mehr im Gepäck zurück kommen, als den Schnappschüssen von grünen Feldern und eifrig lernenden Schulkindern: Sie planen bereits weitere Projekte in der Region. "Konkret arbeiten wir an der Realisierung einer Wohnungsgenossenschaft für Arbeiter einer Zigarillofabrik", erklärt ein Genetz-Mitarbeiter. "Ein weiteres Modellprojekt in Andhra Pradesh, welches zeigen soll, dass das neue Genossenschaftsgesetz wirklich ein Schritt nach vorne für die Menschen in der Region bedeutet. Das Ziel ist es, unsere Kontakte und Erfahrungen mit den Ideen der Menschen aus den Initiativen vor Ort zusammenzubringen, um so eine wirklich nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung anzustoßen."
Ob der genossenschaftliche Wohnungsbau eine ähnliche Erfolgsstory wird, wie die Bewässerungsgenossenschaften, bleibt abzuwarten. Die Wanderausstellung, die genossenschaftliche Einrichtungen über das Institut für Genossenschaftswesen an der Humboldt-Universität zu Berlin anfordern können, zeigt jedenfalls, dass das zugrunde liegende Konzept funktioniert. "Während auf der EXPO der ‚Global Dialog‘ medienwirksam geführt wurde, hatte er im genossenschaftlichen Felde längst begonnen. Wir hoffen natürlich, das möglichst viele Genossenschaften sich mit dem Projekt und seinen Zielen identifizieren und unsere Ausstellung in ihren Räumlichkeiten zeigen. Damit leisten sie nicht nur einen Beitrag zur Konsolidierung der jungen indischen Genossenschaften, sondern beginnen ihrerseits erneut den Dialog mit den Kunden, Mitgliedern und Besuchern über die genossenschaftliche Idee und gelebte Solidarität."
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